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Unterabschnitte


Datenbanken entwickeln

Vorgehensweise

Die Entwicklung einer DB vollzieht sich in mehreren Schritten. Zunächst ist festzustellen, welche Informationen die Anwender vom DBS erwarten, bzw. welche Informationen gespeichert werden sollen. Aufgrund dieser Erhebung kann man sich dann überlegen, welche Tabellen benötigt werden. Ferner muß festgelegt werden, welche Datentypen für die einzelnen Tabellenspalten benötigt werden. Diesen Prozeß bezeichnet man als Datenmodellierung. Erst wenn die Datenmodellierung abgeschlossen ist, können die Tabellen angelegt werden.

Man sollte sich für diesen Schritt ruhig ein wenig Zeit nehmen, weil es nachher häufig unmöglich ist, ohne großen Aufwand Fehler zu beheben.


Grundsätze

Um sich einigen Ärger zu ersparen, empfiehlt es sich, ein paar Grundsätze bei der Datenmodellierung zu beachten:


Keine Redundanz

Unter Redundanz versteht man das doppelte Vorhandensein einzelner Daten. Am folgenden Beispiel wird dies besonders deutlich:
In folgender Tabelle werden Adressen gespeichert:



Vor-/Nachname Vorname Straße
Hans Maier Hans Musterstr. 5
Jürgen Müller Jürgen In dem Muster 4
Christof Meier Christof Gibt es nicht 1


Wie man leicht erkennen kann, kommt der jeweilige Vorname in zwei Spalten vor. Dies bringt zwei Nachteile mit sich: Zum einen kostet es mehr Speicherplatz, was bei einigen 1000 Datensätzen schon etwas ausmacht; zum anderen werden Änderungen schwieriger, anfälliger für Fehler und auch aufwendiger, da ja zwei Attribute geändert werden müssen. Wenn dies nicht erfolgt, treten Inkonsistenzen auf.

Wenn zum Beispiel Christof Meier feststellt, daß ein Christoph, mit `f` geschrieben, einfach nicht so gut aussieht und er es gerne in Christoph geändert haben würde, dabei aber nur das Attribut Vorname geändert wird, könnten zum Beispiel die Briefe weiter an Christof Meier geschickt werden, weil hier das Attribut Vor-/Nachname verwendet wird. An einer anderen Stelle im Programm würde aber wieder der korrigierte Christoph auftauchen.


Eindeutigkeit

Eine DB enthält Angaben zu den Eigenschaften einer Person oder Sache. Mittels dieser Angaben muß eindeutig ein bestimmtes Tupel identifizierbar sein.

Das DBMS verfügt nicht über einen definierten Zugriffsweg auf einen bestimmten Datensatz. Deshalb muß in jeder Zeile einer Tabelle ein Wert enthalten sein, der diesen Eintrag eindeutig kennzeichnet bzw. identifiziert. Um die Eindeutigkeit der Tabellenzeilen zu gewährleisten, erweitert man den Datensatz um ein Identifikationsmerkmal, z.B. wird einem Artikeldatensatz eine Artikelnummer zugeordnet. Dieses Merkmal nennt man Schlüssel.

Beim Festlegen des Schlüssels kann man einen Schlüssel selbst definieren oder einen fremddefinierten übernehmen. Bei einem Buch würde sich da die ISBN-Nummer anbieten. Um nicht Gefahr zu laufen, daß durch eine Änderung solcher fremddefinierten Schlüssel im DBS Inkonsistenzen auftreten, zum Beispiel, weil der Schlüssel nicht mehr eindeutig ist, empfiehlt es sich häufig, einen eigenen zu nehmen.


Keine Prozeßdaten

Prozeßdaten sind Daten, die durch einen Rechenprozeß aus gespeicherten Attributen gewonnen werden. Folgendes einfaches Beispiel: Neben dem Geburtsdatum wird auch noch das Alter gespeichert. Spätestens nach einem Jahr ist dieser Eintrag falsch. Deshalb sollten diese Prozeßdaten bei jeder Abfrage neu errechnet werden.


Datenmodelle entwickeln

Es gibt mehrere Vorgehensweisen. Eine Möglichkeit ist, erst einmal darüber nachzudenken, was man eigentlich machen will, dann die entsprechenden Prozeduren zu entwickeln und dabei zu sehen, welche Art von Daten man braucht. Diese Vorgehensweise kennen diejenigen, die schon einmal programmiert haben.

Andererseits kann man sich auch zuerst überlegen, welche Daten überhaupt anfallen und wie diese am besten organisiert werden. Anschließend kann man sich dazu die entsprechenden Funktionen ausdenken. Da Datenbanken in der Regel zum Speichern von Daten gedacht sind, empfiehlt sich letztere Vorgehensweise; man sollte aber trotzdem die benötigten Funktionen nicht aus dem Auge verlieren. Also zusammenfassend:
Als erstes muß man feststellen, welche Daten gebraucht werden bzw. anfallen und wie diese organisiert werden sollen. Im nächsten Schritt ist zu überlegen, ob alle Anforderungen realisierbar sind.

Tabellen erstellen

Wie im letzten Kapitel dargestellt, werden bei Relationalen Datenbanksystemen die Daten in Tabellen gespeichert. Demzufolge ist der letzte Schritt bei der Datenmodellierung das Festlegen, wie die Tabellen aussehen sollen.

Um die benötigten Tabellen zu entwickeln, gibt es für einfache DBs im Prinzip zwei Möglichkeiten: Entweder stur nach Schema-F über die fünf Normalformen (Kapitel 4.4) oder etwas intuitiver über das ER-Modell (Kapitel 4.6), evtl. anschließend mit Kontrolle durch die fünf Normalformen (Kapitel 4.4).

Erst wenn man größere DBs entwickelt, muß man mit beiden Möglichkeiten gleichzeitig arbeiten. Das heißt, erst mit dem ER-Modell eine Grundstruktur festlegen und diese dann mit den fünf Normalformen überprüfen.


Die fünf Normalformen

Die Normalformen sind ein Regelwerk, mit deren Hilfe man überprüfen kann, ob sich ein Datenmodell sauber mit Hilfe eines Relationalen DBMS implementieren läßt. Man spricht auch von Normalisierung.


Die 1. Normalform

Definition:

Ein Relationstyp ist in der 1. Normalform, wenn alle Attribute maximal einen Wert haben. Am Kreuzungspunkt einer Spalte mit einer Reihe darf also maximal ein Datenwert stehen. Das Nichtvorhandensein von Daten ist zulässig.

Mit anderen Worten: Wiederholungsgruppen sind nicht erlaubt. [3]
Ein kleines Beispiel:
Es sollen alle Bestellformulare eines Versandhandels in einer Datenbank gespeichert werden. Eine einzelne Bestellung enthält die Kundennummer, das Datum, die Auftragsnummer und natürlich die bestellten Artikel sowie deren Anzahl (weitere evtl. notwendige Werte werden der Einfachheit einfach mal unterschlagen). Siehe dazu auch folgende Tabelle `Auftrag`.



Auftrag
AuftragNr Datum KundenNr ArtikelNr Anzahl
4711 03.10.1999 12345 4692 5
      0567 2
      5671 3
      0579 1
0815 01.03.1998 54321 8971 2
      5324 5
      0579 9


Um die Wiederholungsgruppen zu vermeiden, wird die Relation `Auftrag` in zwei gesonderte Relationen aufgespalten. Dadurch würden sich die folgenden beiden Tabellen ergeben:



best. Artikel
ArtikelNr Anzahl
4692 5
0567 2
5671 3
0579 1
8971 2
5324 5
0579 9
Auftrag
AuftragNr Datum KundenNr
4711 3.10.1999 12345
0815 1.3.1998 54321



Jetzt ist aber die Zuordnung verloren gegangen. Wer hat welche(n) Artikel bestellt?

Dieses Problem ist einfach zu lösen: Wir müssen nur festhalten, welche Artikel zu welcher Bestellung gehören. Da die AuftragNr eindeutig ist, nehmen wir diese als Primärschlüssel[*] für `Auftrag`. Nun fügen wir noch dieser Spalte entsprechend ihrer Werte der Relation `best. Artikel` hinzu, und schon haben wir wieder unsere Zuordnung.

In dieser Konstellation wird die Spalte `AuftragNr` in `best. Artikel` als Fremdschlüssel bezeichnet.

Weiterhin wurde schon auf Seite [*] gefordert, daß jede Zeile eindeutig ansprechbar sein muß. Wie aber ist das in unserem Fall der bestellten Artikel zu erreichen?

Nun, die AuftragNr und die ArtikelNr kommen zwar mehrfach vor, trotzdem ist die Lösung aber ganz einfach: Die Kombination aus AuftragNr und ArtikelNr muß eindeutig sein. Wenn wir also diese Kombination wählen, ist die o.g. Forderung erfüllt. Diese Kombination wird übrigens als ,zusammengesetzter Primärschlüssel[*]` bezeichnet.

Damit ergeben sich für unser Beispiel die folgenden beiden Relationen:


best. Artikel
# AufragNr # ArtikelNr Anzahl
4711 4692 5
4711 0567 2
4711 5671 3
4711 0579 1
0815 8971 2
0815 5324 5
0815 0579 9



Auftrag
# AuftragNr Datum KundenNr
4711 3.10.1999 12345
0815 1.3.1998 54321


Die 2. Normalform

Definition:

Ein Relationstyp ist in der 2. Normalform, wenn er in der 1. Normalform ist und jedes Attribut vom gesamten Primärschlüssel abhängt.

Relationstypen, die in der 1. Normalform sind, sind automatisch in der 2. Normalform, wenn ihr Primärschlüssel nicht zusammengesetzt ist. [3]
Ein kleines Beispiel:
Neben der AuftragNr, der ArtikelNr und der Menge soll auch der Hersteller des Artikels gespeichert werden. Damit würde sich die folgende Artikel-Tabelle ergeben.
AuftragNr und ArtikelNr sind der zusammengesetzte Primärschlüssel.



best. Artikel
# AuftragNr # ArtikelNr Menge Hersteller
4711 4692 5 Blech-AG
4711 0567 2 Keramik GmbH
4711 5671 3 Baustoff KG
4711 0579 1 Keramik GmbH
0815 8971 2 Keramik GmbH
0815 5324 5 Baustoff KG
0815 0579 9 Keramik GmbH


In diesem Beispiel ist das Attribut `Hersteller` nur vom Teilschlüssel ` ArtikelNr` und nicht auch von `AuftragNr` abhängig. Damit die Relation der 2. NF genügt, muß das Attribut `Hersteller` aus der Relation herausgenommen und der (neuen) Relation Artikel zugeordnet werden.

Daraus würden dann die folgenden zwei Relationen entstehen:


best. Artikel
# AufragNr # ArtikelNr Anzahl
4711 4692 5
4711 0567 2
4711 5671 3
4711 0579 1
0815 8971 2
0815 5324 5
0815 0579 9
Artikel
# ArtikelNr Hersteller
4692 Blech-AG
0537 Keramik GmbH
5671 Baustoff KG
0579 Keramik GmbH
8971 Keramik GmbH
5324 Keramik GmbH



Die 3. Normalform

Definition:

Die 3. Normalform ist erfüllt, wenn die 2. Normalform erfüllt ist und die Nicht-Schlüssel-Attribute funktional unabhängig voneinander sind.

Sind A und B Attribute eines Relationstyps, so ist B funktional abhängig von A, wenn für jedes Vorkommen ein und desselben Wertes von A immer derselbe Wert von B auftreten muß.

Eine funktionale Abhängigkeit kann auch von einer Gruppe von Attributen bestehen. [3]
Ein kleines Beispiel:
Zu den einzelnen Artikeln sollen die ArtikelNr, die Bezeichnung, der Hersteller und die HerstellerNr gespeichert werden. Als Primärschlüssel wird die ArtikelNr verwendet. Würde man die zusätzliche Spalte einfach in die vorhandene Tabelle Artikel einfügen, ergäbe sich damit folgende Tabelle:



Artikel
# ArtikelNr Bezeichnung HerstellerNr Hersteller
4692 Putzeimer 5410 Blech-AG
0567 Waschbecken 5647 Keramik GmbH
5671 Gummi 6740 Baustoff KG
0579 Teller 5647 Keramik GmbH
8971 Tasse 5647 Keramik GmbH
5324 Badewanne 5647 Keramik GmbH


Wie man unschwer erkennen kann, ist der Herstellername von der ArtikelNr über die HerstellerNr transitiv abhängig. Oder anders ausgedrückt: Der Herstellername ist funktional abhängig von der HerstellerNr, die wiederum abhängig von der ArtikelNr ist. Und diese funktionale Abhängigkeit der beiden Nicht-Schlüssel-Attribute HerstellerNr und Hersteller ist nicht erlaubt.

Was jetzt kommt, ist nicht schwer zu erraten: Die Tabelle `Artikel` wird in die beiden Tabellen `Artikel` und `Hersteller` aufgespalten. Das heißt, es ergeben sich folgende Tabellen:


Artikel
# ArtikelNr Bezeichnung HerstellerNr
4692 Putzeimer 5410
0567 Waschbecken 5647
5671 Gummi 6740
0579 Teller 5647
8971 Tasse 5647
5324 Badewanne 5647


Hersteller
# HerstellerNr Hersteller
5410 Blech-AG
5647 Keramik GmbH
6740 Baustoff KG


Die 4. Normalform

Definition:

Die 4. Normalform ist erfüllt, wenn die 3. Normalform erfüllt ist und wenn keine paarweise auftretenden mehrwertigen Abhängigkeiten vorhanden sind.

Sind A, B und C Attribute eines Relationstypes, so ist C mehrwertig abhängig von A, falls für jeden Wert von A für alle Werte von B, die zusammen mit diesem Wert von A auftreten, jeweils die gleiche Wertemenge von C auftreten muß. Für verschiedene Werte von A können unterschiedliche Wertemengen von C auftreten.

Bei Verstoß gegen die 4. Normalform können ,,Gruppeninkonsistenzen`` auftreten. [3]
Kurzes Beispiel:
Disposition
ArtikelNr Lager AuftragNr
04532 SFO-4 2063
04532 NYC-4 2063
04532 SFO-4 2267
04532 NYC-4 2267
53944 ORD-1 2088
53944 SFO-1 2088
53944 LAX-1 2088
53944 ORD-1 2070
53944 SFO-1 2070
53944 LAX-1 2070


In der Relation Disposition sind folgende Informationen festgehalten:

Es soll nicht ausgesagt werden, aus welchem Lager der Artikel für einen Auftrag kommt.

Folgende mehrwertige Abhängigkeiten liegen vor:

Damit die Relation der 4. NF genügt, muß sie in zwei neue Relationen (Artikel-Lager und Artikel-Auftrag) aufgespalten werden. Die erste Relation beschreibt, in welchem Zusammenhang Artikel und Lager stehen; die zweite den Zusammenhang zwischen Artikel und Auftrag.


Die 5. Normalform

Definition:

Ein Relationstyp ist in der 5. Normalform, wenn er in der 4. Normalform ist und er sich unter keinen Umständen durch Kombination einfacherer Relationstypen mit unterschiedlichen Schlüsseln bilden läßt. [3]

Das ist doch eigentlich selbsterklärend, oder? ;-)


Denormalisierung der Tabellen

Im Prinzip kann man die Tabellen, die man nach den fünf Normalisierungen erhalten hat, 1:1 in der DB verwenden. Es ist jedoch zu prüfen, ob man in der Normalisierungswut die Tabellen nicht zu sehr auseinandergerissen hat. Tabellen, die denselben Primärschlüssel haben, können ohne weiteres zusammengelegt werden, ohne gegen eine Normalisierungsform zu verstoßen.

Bei umfangreichen Datenbeständen mit hohen Zugriffszahlen kann es sich jedoch teilweise empfehlen, aus Performancegründen wieder eine gewisse Denormalisierung herzustellen. Da wir aber keine so hohen Zugriffszahlen und Datenbestände haben, daß der Server überlastet werden könnte, können wir diesen Schritt getrost übergehen.
Hierbei kann man sagen, daß es weniger problematisch ist, mit sich nicht ändernden Daten gegen die Normalformen zu verstoßen. Bei diesen entfällt nämlich das Problem, daß beim Ändern nicht alle Daten verändert werden und dadurch Widersprüche entstehen. Trotzdem sollte man sich immer im klaren darüber sein, wann man gegen die Normalformen verstoßen hat!

Als nächstes ist anhand des Streifendiagramms (Kapitel 4.5) zu überprüfen, ob die Tabellen den Anforderungen der Vorgänge entsprechen.


Streifendiagramm

Um die Tabellen grafisch dazustellen, gibt es verschiedene Methoden. Eine Methode, mit der man relativ schnell einen Überblick über die vorhandenen Relationen einschließlich deren Attribute und Beziehungen bekommt, ist das Streifendiagramm. Damit ist es dann möglich, anhand des Vorgangskatalogs zu überprüfen, ob alle Vorgänge möglich sind und die Relationen stimmen.

Als Beispiel habe ich die Relationen `Auftrag`, `best. Artikel`, ` Artikel` und `Hersteller` aus dem obigen Beispiel in der Abbildung 4.1 dargestellt.

Abbildung 4.1: Streifendiagramm


\includegraphics{images/SD1}


Das ER-Modell

Bei größeren Projekten unumgänglich, bei kleineren für manche schöner: das Entity Relationship-Modell. Wer ein wenig Erfahrung mit Datenbanken hat und gut nachdenkt, kann auch mit Hilfe des ER-Modells Datenmodelle entwickeln, die allen Normalformen entsprechen.

Es gibt verschiedene Formen, das ER-Modell zu zeichnen. Ich benutze hier das sogenannte Krähenfuß-Diagramm.

Was bedeutet eigentlich Entity-Relationship ??
Für Entität gibt es verschiedene gebräuchliche Definitionen:

Entität [mlat.]die, -/-en, Philosophie: die bestimmte Seinsverfassung (Wesen) des einzelnen Seienden, auch diese selbst. [1]
Entität [lat.-mlat.] die, -, -en: 1. Dasein im Unterschied zum Wesen eines Dinges (Philos.). 2. [gegebene] Größe [2]
Wer jetzt weiß, was Entity bedeutet, kann diesen Absatz überspringen; für alle anderen versuche ich, es anders zu erklären: ,,Entity`` kann man mit ,,Objekt`` oder ,,Ding`` ins Deutsche übersetzen, letztlich sind es konkrete Objekte der Realität. Beim ER-Modell sind Entities Objekte, die über Attribute weiter beschrieben werden können.

Nachdem wir jetzt hoffentlich wissen, was Entity bedeutet, sind wir beim zweiten Begriff angelangt: Relationship bedeutet so viel wie ,,Beziehung`` oder ,, Relation``.

Ein kleines Beispiel:

Für ein Unternehmen soll eine Datenbank entwickelt werden. Es sollen alle Mitarbeiter der Firma gespeichert werden. Jeder Mitarbeiter hat einen Vorgesetzten und gehört zu einer Abteilung. Außerdem verfügt jede Abteilung über einige oder keine PKWs aus dem Fuhrpark für die Mitarbeiter. Zusätzlich soll die Antwort auf die Frage möglich sein, wer wann mit welchem Wagen wie viele Kilometer gefahren ist.

Abbildung 4.2: ER-Beispiel 1


\includegraphics[width=15cm]{images/ER-Bsp1}

Diese Realtitätsbeschreibung legt drei Entitäten nahe: Mitarbeiter, Abteilung, PKW. Die Zeichnung 4.2 stellt die Beziehung der drei Entitäten und deren Attribute dar.

Wie man unschwer erkennen kann, stellen die Rechtecke die Entitäten da. Sowohl die Entitäten, als auch nachher die Tabellen werden grundsätzlich in der Einzahl bezeichnet.

Die Striche zwischen den Entitäten stellen deren Beziehung da. Der durchgezogene Strich bedeutet genau einer, der gestrichelte einer oder keiner. Der Krähenfuß auf der anderen Seite bedeutet einer oder mehrere. Die Wörter an den Strichen zeigen, was die Beziehung aussagt.

Also z.B.: Ein Mitarbeiter gehört zu genau einer Abteilung. Eine Abteilung kann aus keinem, einem oder mehreren Mitarbeiter bestehen. Daß eine Abteilung keinen Mitarbeiter haben kann, mag auf den ersten Blick merkwürdig erscheinen. Was ist aber, wenn die Abteilung gerade erst eingerichtet wurde?

Wie wir bei der Entität Mitarbeiter sehen, kann es durchaus auch eine Beziehung zwischen einer Entität mit sich selber geben. Über diese Beziehung wird ausgesagt wer Vorgesetzter von wem ist. Daß diese Beziehung von beider Seite eine ,kann`-Beziehung sein soll, mag auf den ersten Blick komisch erscheinen. Aber nicht jeder Mitarbeiter hat einen Vorgesetzten, der Chef hat keinen.

In den Rechtecken stehen die wichtigsten Attribute. Primärschlüssel werden durch ein # gekennzeichnet, Primärschlüsselkandidaten dagegen durch (#) markiert. Attribute, bei denen ein Wert eingetragen werden muß, werden mit einem * versehen; bei den optionalen wird ein o verwendet.

Wenn man sich dieses ER-Modell einmal genauer ansieht, stellt man fest, daß es gegen die 1. NF verstößt. Die Beziehung zwischen `Mitarbeiter` und `PKW` ist eine n:m Beziehung. Um dieses Problem zu lösen, wird eine sog. Link-Relation erstellt. Wie das dann genau aussieht, ist in Abbildung 4.3 dargestellt.

Abbildung 4.3: ER-Beispiel 2


\includegraphics[width=15cm]{images/ER-Bsp2}


Relationen erstellen

Last but not least müssen aus dem ER-Modell noch die Tabellen erstellt werden. Das ist allerdings kein großes Problem mehr - jede Entität wird einfach zu einer Tabelle. Als nächstes sucht man sich alle Primärschlüssel. In unserem Beispiel ergäbe sich folgendes:



Tabelle Primärschlüssel
Mitarbeiter MNr
Abteilung AbtNr
Fahrtenbuch MNr, PKWNr, Datum
PKW PKWNr


Die Relation `Fahrtenbuch` hat einen zusammengesetzten Primärschlüssel. Die ` MNr` oder auch das Datum für sich alleine wären nicht eindeutig, da ein Mitarbeiter ja nicht nur einmal Auto fährt und zu einem Zeitpunkt ja auch ggf. mehrere Leute gleichzeitig Autos fahren. In der Kombination jedoch sind die drei Attribute eindeutig.

Bei `PKW` wurde nicht das Kennzeichen als Primärschlüssel genommen, obwohl es sich dafür eignen würde (mit Sicherheit eindeutig). Allerdings kann es passieren, daß ein PKW ein neues Kennzeichen bekommt. Um auch dann noch die Datenintegrität sicherstellen zu können, habe ich ein neues Attribut eingeführt.

Nachdem man die Primärschlüssel herausgesucht hat, müssen auch die Fremdschlüssel gesucht werden, damit man die Beziehung zwischen den Relationen herstellen kann. Das ist mit dem Krähenfußdiagramm relativ einfach. Alle Relationen, die einen Krähenfuß haben, bekommen den Primärschlüssel der anderen Relation. D.h. es muß z.B. die Abteilungsnummer in die Relation `Mitarbeiter` eingefügt werden. Das ist auch logisch, denn eine Abteilung kann natürlich auch mehrere Mitarbeiter haben. Würde man dagegen die Mitarbeiter-Nummer in `Abteilung` einfügen, hätte man einen Verstoß gegen die 1. NF.

Aus unserem Beispiel ergäben sich also folgende Relationen (mit Angabe der zu den Fremdschlüsseln gehörigen Primärschlüssel):


Tabelle Primärschlüssel Fremdschlüssel
Mitarbeiter MNr AbtNr [Abteilung(AbtNr)]
    VNr [Mitarbeiter(MNr)]
Abteilung AbtNr  
Fahrtenbuch MNr, PKWNr, Datum MNr [Mitarbeiter(MNr)]
    PKWNr [PKW(PKWNr)]
PKW PKWNr AbtNr [Abteilung(AbtNr)]


Als letztes müssen noch die benötigten Attribute den Relationen hinzugefügt und für alle Attribute die entsprechenden Datentypen festgelegt werden.

Datentypen

Nachdem jetzt die Datenstruktur feststeht, muß noch festgelegt werden, welche Datentypen für die einzelnen Attribute verwendet werden sollen. Im Prinzip gibt es drei verschiedene Datentypen: Zahlen, Text und große Objekte. In den verschiedenen Datenbanken gibt es dazu dann entsprechend verschiedene Größen. Eine Auflistung möglicher Datentypen für MySQL befindet sich im Kapitel 6.2.

Bei der Überlegung, welcher Datentyp zu verwenden ist, sollte man nicht vom Normalfall ausgehen, sondern grundsätzlich alle möglichen Ausnahmen in Betracht ziehen. So ist es z.B. notwendig, für `Hausnummer` einen Text-Typ zu wählen, da z.B. ,,5a`` auch eine gültige Hausnummer ist.


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Christoph Reeg